Nebel im Kopf
Herbst in der Schweiz - Hundespaziergang durch Wald und Nebel
Man kann die Umgebung nur erahnen. Alles ist weich umrandet, die Konturen verschwommen.
Ich spaziere langsam mit dem dementen alten Hund und denke mir:
Auch wenn wir Menschen nicht alle an Demenz erkrankt sind, haben wir doch des Öfteren Nebel in unserem Hirn.
Brain fog.
Wir finden keine klaren Worte oder Antworten. Gedanken drehen sich immer um das gleiche....
wir könnten genau so gut im Kreis laufen und kommen auch nirgends an.
Oder wir strampeln uns in einem Job ab, strengen uns an, bekommen dafür Anerkennung und Geld...
konsumieren als Belohnung und funktionieren, laufen weiter im Hamsterrad oder auf dem bekannten Laufband.
Menschen rennen und nehmen ihre Umgebung nicht wahr.
Sie hetzen von Ziel zu Ziel und vergessen dabei die Reise und das Ankommen.
Bis sie um-/raus-/runter-/hin- f a l l e n.
Manche stehen auf und machen weiter, als wenn nichts passiert ist. Manche nehmen den Wink des Lebens wahr -
sie bleiben stehen und schauen in die Runde, blicken in den eigenen Kreislauf.
Wo ist die Freude geblieben?
Wo ist meine Lebendigkeit hin?
Wo ist mein Entdeckergeist verschwunden?
Wo ist das "einfach glücklich sein" verloren gegangen?
Wo ist meine Lust, meine Leidenschaft gestorben?
Wo habe ich mich als Ganzes verloren?
Keine Antworten finden sich in meinem Kopf, alles im Nebel. Kein sichtbares Ziel ist sichtbar.
Wir haben keinen Durchblick und fühlen uns verloren... - wir haben keine Kontrolle mehr.
Müssen wir wirklich alles wissen & kontrollieren?
Können wir überhaupt alles wissen & kontrollieren?
Ich habe das Gefühl, nein.
Wäre das Leben nicht tot langweilig, wenn wir die volle Kontrolle hätten?
Und extrem anstrengend, denn du müsstest auch deine Körperfunktionen kontrollieren: piep piep piep Systemfehler, Körper tot - würde eintreten, während du daran denkst, was alles zu tun ist.
Unser Wunderwerk Körper funktioniert, wenn wir ihn nicht stören und gegen ihn arbeiten.
Durchgetaktet bis ins kleinste Detail und kein Spielraum für Überraschungen und kein Vertrauen ins Unbekannte - fühlst du dich gut dabei? Fühlst du dich selbst darin? Fühlt es sich frei an?
Wie geht es dir wirklich, jetzt in diesem Moment?
Was wäre, wenn wir uns mit dem "Nichtwissen" dem Unbekannten wieder anfreunden? Ja wieder anfreunden - weck dein inneres neugieriges verspieltes Kind, dass Neues entdecken, erleben und erfahren will...- das vollkommen im Moment lebt, die Zeit vergisst und einfach ist.
Eigenes (&fremdes) Wissen und ständige Kontrolle begrenzen, Grenzen...
die dich einengen können,
die dich hindern können,
die dich ärgern können,
die dich krank machen können,
die dich einschränken können,
beim grösser, anders, freier, natürlich, authentisch agieren.
Beginne heute damit, gegenwärtige Grenzen deiner Wahrnehmung zu durchbrechen, um andere Dimensionen des Lebens zu erkennen.
Wenn dein Hirn schon so eingeschränkt ist, dass es dir nicht mehr bewusst ist, dann ist es zu spät.... - dann kannst du an der Leine spazieren gehen und froh sein, dass du betreut wirst.
Gut - dann lebst du auch in anderen Dimensionen (vielleicht bist du endlich glücklich, in deiner eigenen Welt) - bist aber vollkommen Abhängig vom Goodwill deiner Mitmenschen.
Ist es nicht besser, vor dem körperlichen Zerfall, dieses Leben wirklich zu leben?
Glücklich und zufrieden zu sein, während man lebt und nicht während das Leben an einem vorbei zieht.
Ist es nicht besser, vor dem körperlichen Zerfall, dieses Leben lebendig, mit Haut und Haaren zu leben?
Unbekannte mystische Erfahrungen jetzt zu erleben und nicht erst auf dem Sterbebett die Angst davor abzulegen.
Dimension ausweiten und die Schönheit, Vielfalt und Lebendigkeit dieser Erde, deines Körpers, deiner wilden Seele und deines freien Geistes einen Raum geben.
In sich geborgen fühlen.
In sich zu Hause fühlen.
In sich auch in Unsicherheit sicher fühlen.
In sich glücklich fühlen.
In sich frei fühlen.
Verbunden fühlen.
Die eigene innere Natur und die unendliche äußere Natur wahrnehmen, auf sie achten und vertrauen.
Egal bei welchem Wetter, bei welcher Stimmung, alles gehört dazu.
Bei Nebel wachsen Bäume gut verwurzelt in den unendlichen Himmel. Sie überlegen nicht, ob sie es tun sollten... - sie machen es einfach. Sie fragen sich nicht, warum sie ihre Blätter verlieren - die Blätter fallen, damit Neues Platz hat.
Der Spaziergang hat mich geerdet und der Nebel hat mir geholfen, wieder klarer zu sehen. Danke.
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